Übertakten / Overclocking

Übertakten, im Englischen Overclocking, ist ein Teil des PC-Tunings und bezeichnet Verfahren um die Übertragungs- oder Verarbeitungsgeschwindigkeit von taktabhängigen Komponenten zu erhöhen. Dabei wird in der Regel die Taktrate erhöht, um die Komponente über ihrem nominellen Takt zu betreiben. Übertakten kann man den Prozessor, den Speicherbus des Arbeitsspeichers und die Grafikkarte. Den größten Performance-Gewinn kann man durch das Übertakten des Prozessors bekommen.
Wer Übertakten will, muss sich mit der Funktionsweise und dem Zusammenspiel der beteiligen Hardware-Komponenten vertraut machen. Vorteile, Risiken und Nebenwirkungen müssen exakt ermittelt werden.
Bei Übertaktungsversuchen muss immer damit gerechnet werden, dass Systemkomponenten beschädigt oder zerstört werden. Deshalb sollte man vor dem Übertakten ein Backup seiner Daten anlegen. Noch besser ist es, das Übertakten an einem frischen System zu versuchen.

Hinweis: In der Regel muss ein PC um 20 bis 30 Prozent schneller sein, damit der Anwender überhaupt einen Unterschied bemerkt. Nur bei bestimmten Situationen, wenn zum Beispiel die Grenze zwischen flüssiger und ruckelnder Video-Wiedergabe erreicht wird, dann merkt man auch geringfügige Leistungsunterschiede.

Übertakten durch Erhöhen des Systemtaktes

Das Erhöhen des Systemtaktes ist eine der ältesten Art der Übertaktung. Es hat jedoch die Übertaktung des Chipsatzes, der Caches, des Arbeitsspeichers, des Systembusses und allen anderen, vom Systembus abhängigen, Systemkomponenten zur Folge. Das funktioniert aber nur dann, wenn sich alle Systemkomponenten übertakten lassen. Der Nachteil, das gesamte System ist anfällig für Instabilitäten.
Die heutigen PC-Standard-Komponenten sind in der Regel nicht zum Übertakten durch erhöhen des Systemtaktes geeignet. Sie unterliegen genauster elektrischer Werte, was Taktfrequenz und Spannung angeht. Hinzu kommt, dass viele PC-Komponenten nahezu perfekt aufeinander abgestimmt sind. Spielräume zum Übertakten gibt es nur ganz selten.

Übertakten des Prozessors

Nach der Herstellung einer CPU wird diese auf ihre maximal mögliche Taktfrequenz getestet. Erst dann wird sie entsprechend klassifiziert. Durch die relativ große Nachfrage von langsameren Prozessoren (billiger) kommt es immer wieder vor, dass einzelne CPUs als langsam gekennzeichnet werden, obwohl sie eigentlich viel schneller laufen könnten. Hier eröffnen sich Spielräume um diesen Prozessor zu übertakten. Leider weiß man vorher nicht so genau, welcher Prozessor sich um wie viel übertakten lässt. Mehr als ein oder zwei Taktstufen dürften selten möglich sein.

Das Übertakten eines Prozessors bedeutet, dass er mit einem höheren Takt betrieben wird als vom Hersteller vorgesehen.
Prinzipiell gilt jedoch, wer einen Prozessor übertaktet gefährdet den Prozessor. So ist es nachweislich bekannt, dass sich die Lebensdauer von übertakteten Prozessoren verkürzt.
Man sollte die Zeit, die das Testen des übertakteten Systems benötigt, nicht unterschätzen. Nichts ist ätzender, als wenn ein übertakteter Prozessor Ärger macht. Übertaktete Prozessoren sorgen häufig dafür, dass Stromspartechniken außer Kraft gesetzt werden. Problematisch ist auch die zusätzliche Verlustleistung, die beim Übertakten im Prozessorkern auftritt. Diese führt zu einer größeren Wärmeentwicklung. Das bedeutet man muss für zusätzliche Kühlung sorgen. Was wiederum zu höherer Leistungsaufnahme und Geräuschentwicklung führt. Achtung, das PC-Netzteil muss das Mehr an Leistung liefern können.

Nicht jeder Prozessor lässt sich übertakten. Die Prozessoren der Black Edition (BE) und die FX-Baureihe von AMD, wie auch die Extreme-Edition-Prozessoren von Intel sind die einzigen Prozessoren, die sich zum Übertakten eignen. Bei diesen Prozessor-Typen ist der Multiplikator nicht nach oben begrenzt. Der Multiplikator gibt an, um wie viel der Prozessortakt höher ist als der Grundtakt.
Der Wert des Multiplikators bestimmt wie hoch ein Prozessor getaktet wird. Und zwar in Abhängigkeit seines Grundtaktes, der fest vorgegeben ist und sich nicht ändern lässt. Der Multiplikator kann im BIOS eines zum Übertakten geeigneten Motherboards eingestellt werden.

Übertakten des Arbeitsspeichers (Speichermodule)

Das Übertakten des Arbeitsspeichers ist eine der heikelsten Angelegenheiten überhaupt. Denn man muss dafür sorgen, dass das System anschließend stabil und korrekt arbeitet. Ein Speicherfehler kann zu Datenverlust führen und im schlimmsten Fall wichtige Einstellungen des Betriebssystems zerstören. Solche Schäden zu reparieren kostet mehr Zeit, als die Geschwindigkeit des übertakteten Speichers eingebracht hätte.

Folgende Parameter machen ein Speichermodul schneller:

Die Werte von Speichermodulen, die sich zum Übertakten eignen, liegen meist außerhalb der JEDEC-Spezifikation. Sie haben kürzere Latenzzeiten und erlauben höhere Frequenzen, meistens nur bei höherer Betriebsspannung. Das belastet den Speichercontroller von CPU oder Chipsatz und beeinflusst viele elektrische Parameter des Speichersystems. Mit der höheren Betriebsspannung steigt auch die Leistungsaufnahme, weshalb man sich in der Regel um eine zusätzliche Kühlung kümmern muss. Die meisten Motherboards erlauben es jedoch nicht an der Spannung für die Speichermodule Hand anzulegen. Dafür gibt es spezielle Motherboards für Übertakter. Wichtig ist, dass Motherboard und BIOS mit diesen Speichermodulen klar kommen müssen. Ansonsten arbeiten auch diese Speichermodule nur mit Standard-Zeitparametern und bieten keinerlei Vorteile gegenüber Standard-DIMMs.
Spezielle Speichermodule sind zum Übertakten nicht notwendig. In den teilweise extrem teuren Übertakter-Speichermodulen sind ganz gewöhnliche Speicherchips verbaut. Die bunten Metallkühlkörper, wobei es sich eher um dünne Bleche handelt, verschleiern, welche Chips verbaut wurden. Sie dienen in erster Linie der Zierde und dem Marketing und nicht der Kühlung, wie manche meinen.

Der Einfluss schneller Speicher auf die Arbeitsgeschwindigkeit eines PCs wird in der Regel überschätzt. Der Vorteil von übertaktetem Speicher ist eher klein. Die Geschwindigkeitssteigerung wird man nur in Ausnahmefällen spüren können. Ohne die Nutzung speicherintensiver Anwendungen bringt das Übertakten des Arbeitsspeichers gar nichts. Von schnellerem Arbeitsspeicher können nur bestimmte Algorithmen profitieren. Dazu zählen meist wissenschaftliche Simulationen.

Im Prinzip braucht man sich über die Geschwindigkeit des Arbeitsspeichers keine Gedanken machen, solange er nur groß genug ist. Das Aufrüsten mit zusätzlichen Speichermodulen ist der bessere Weg, als den Arbeitsspeicher zu übertakten. Es empfiehlt sich JEDEC-konformen Standard-DIMMs zu kaufen.

Übertakten der Grafikkarte

Das Übertakten der Grafikkarte ist meistens mit Zusatztools oder dem Grafiktreiber möglich. Meist sogar ganz komfortabel unter Windows. Solange die Stromversorgung unverändert bleibt, kann dabei auch nichts passieren. Eine Fehlberechnung der GPU führt höchstens zu einem Darstellungsfehler, der sich nur kurzfristig auswirkt.
Trotzdem ist auch hier Vorsicht geboten. Das Übertakten der Grafikkarte kann nur zu Darstellungsprobleme, sondern auch Systemabstürze zur Folge haben.

Hinweise zum Schluss

Übertakten ist eine gefährliche Angelegenheit für den Prozessor, meist für das gesamte Computersystem. Deshalb ist Übertakten nur etwas für Bastler und Profis, die wissen was sie tun. Übertakten bedeutet in der Regel, die Hardware außerhalb der Spezifikation zu betreiben. Schäden, die durch Übertakten entstehen, fallen nicht unter die Gewährleistung oder Garantie.

Damit man nicht ins Blaue hinein übertaktet, sollte man sich ein paar Software-Tools installieren. Zum Beispiel CPU-Z und HWMonitor, zum überwachen von Taktfrequenz, Spannungen und Temperaturen. Die Stabilität des Systems prüft man zum Beispiel mit Cinebench R15 und Prime95. Empfehlenswert ist es sich die neusten Versionen zu besorgen, damit möglichst aktuelle Prozessoren unterstützt werden.
Zum Übertakten sollte man sich ausreichend Zeit nehmen, um das System auf Stabilität zu prüfen. Beispielsweise mit rechenintensiven Programmen, aber auch mit der am häufigsten genutzten Software.

Im Handel findet man immer wieder spezielle Overclocking-Produkte. Sollte man sich dafür interessieren, sollte man beachten, dass die Hardware-Hersteller an den meist bunt aufgemachten Overclocking-Produkten mehr verdienen als an den billigen Massenartikeln. Deshalb ist hier mit allerlei Schwindel zu rechnen. Leider lässt sich das kaum nachweisen.
Sofern die Motherboard-Hersteller Tools zum Übertakten liefern, sollte man diese verwenden.

Unter dem Begriff Übertakten bzw. Overclocking gibt es im Internet sehr viele und ausführliche Anleitungen. Gelegentlich findet man auch Frequenzrekorde, die man allerdings nicht anstreben sollte. Die sind nur für wenige Sekunden zu erreichen. Und das auch nur bei geringer Last und Stickstoff- oder Helium-Kühlung. Und trotzdem schwingt hier immer die Gefahr mit, dass man damit den Prozessor oder sogar das Gesamtsystem schrottet.