DSL-Anschluss

In Deutschland ist DSL das Synonym für einen Breitband-Internet-Zugang mit der ADSL-Technik. DSL nutzt die Kupfer-Doppelader des Telefonnetzes, die als "letzte Meile" bezeichnet wird. Die letzte Meile reicht von der Vermittlungsstelle des Netzbetreibers bis zum Kunden in die Wohnung. In Deutschland bezeichnet man diese Strecke als Teilnehmeranschlussleitung (TAL).
DSL-Anschluss ist nicht gleich DSL-Anschluss. Es gibt insgesamt 6 verschiedene Varianten. Je nach dem, wo man den DSL-Anschluss bestellt bekommt man eine dieser Anschluss-Varianten zugeteilt.

Im folgenden werden die einzelnen DSL-Anschluss-Varianten beschrieben und deren Vorteile und Nachteile erläutert.

T-DSL-Anschluss

T-DSL ist der ursprüngliche DSL-Anschluss, der von der Deutschen Telekom in Deutschland bereitgestellt wird. Obwohl der Telefonanschluss und der DSL-Anschluss "entbündelt" sind, bietet die Deutsche Telekom T-DSL nur im Paket mit einem Telefonanschluss an. Das bedeutet, entweder analog oder ISDN.

Resale-Anschluss

Die Deutsche Telekom ist verpflichtet ihren Konkurrenten sowohl Leitung, als auch DSL-Technik für die Eigenvermarktung zur Verfügung zu stellen. Das bedeutet, der Resale-Anschluss ist technisch ein T-DSL-Anschluss von der Deutschen Telekom. Die Auftragsabwicklung und die Abrechnung mit dem Kunde übernimmt der beauftragte Service-Provider (Reseller).
Für den Resale-Anschluss braucht der Kunde jedoch einen Telefonanschluss von der Deutschen Telekom.

Bitstrom-Anschluss

Im Jahr 2007 hat die Bundesnetzagentur die Deutsche Telekom angewiesen, entbündelte Anschlüsse bereitzustellen. Im Behörden-Deutsch spricht man vom "IP-Bitstrom-Anschluss" (IP-BSA) oder kurz Bitstrom-Anschluss. Bitstrom bedeutet, dass Internet-Provider DSL ohne einen Telefonanschluss für ihre Kunden bestellen können. Davor war ein Resale-Anschluss immer mit einem Telefonanschluss der Deutschen Telekom verknüpft.
Die Internet-Provider haben mit einem Bitstrom-Anschluss die Möglichkeit, ihren Kunden entweder einen DSL-Anschluss von der Deutschen Telekom schalten zu lassen oder einen DSL-Anschluss vom eigenen DSLAM bereitzustellen. Und das wahlweise mit oder ohne Telefonanschluss. Wird nur ein DSL geschaltet, dann kann man mit diesem Bitstrom-Anschluss ausschließlich mit VoIP telefonieren.
Ein Bitstrom-Anschluss kann nur dann geschaltet werden, wenn auf der geschalteten Leitung mindestens 1,5 MBit/s im Downstream und 192 kBit/s im Upstream möglich ist. Andernfalls wird ein zusätzlicher Telefonanschluss zur Pflicht. Der Grund, ein VoIP-Telefonat benötigt ohne Datenkompression mindestens 80 kBit/s Bandbreite. Mit 192 kBit/s im Upstream lassen sich also zwei VoIP-Verbindungen gleichzeitig führen.

Line-Sharing

Seit einer Anordnung der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP), heute Bundesnetzagentur (BNETZA), aus dem Jahr 2001 ist es möglich die Teilnehmeranschlussleitung (TAL) zu entbündeln.
In der Praxis sieht das so aus, dass sich ein Netzbetreiber (z. B. Deutsche Telekom) mit seinem Telefondienst und parallel dazu ein Anbieter eines Breitband-Dienstes (DSL) das Stück Kupferdoppelader von der Vermittlungsstelle bis zum Kunden teilen. Allerdings überlässt der Netzbetreiber die Teilnehmeranschlussleitung dem DSL-Anbieter nicht kostenlos. Dieser muss eine monatliche Miete für die Nutzung zahlen.
Line-Sharing-Architektur
Damit der Kunde seine Telefonie, egal ob ISDN oder POTS, und den DSL-Anschluss von zwei verschiedenen Anbietern nutzen kann, muss der DSL-Anbieter (Provider) beim Netzbetreiber auf einer sogenannten Kolokationsfläche innerhalb der Vermittlungsstelle seine DSLAM (DSL Access Multiplexer) installieren und diese an seinen Internet-Backbone (eigenes Netz) anbinden. Die Kollokationsfläche wird in der Hauptvermittlungsstelle bereitgestellt. Dort wird die Vermittlungstechnik installiert.
Zur Bereitstellung der Kolokationsfläche ist der Netzbetreiber verpflichtet. Allerdings nur in den Vermittlungsstellen (HVT). In den außen liegenden Kabelverzweigern (KVz), wo die Outdoor-DSLAMs untergebracht sind, dürfen die Mitbewerber auch einen Anschluss verlangen. Doch den dafür erforderlichen Raum für die eigene Hardware müssen sie selber schaffen.
In der Vermittlungsstelle übernimmt der Netzbetreiber das Frequenzsplitting zwischen Telefonie und DSL. Beim Kunden übernimmt der ADSL-Anbieter das Frequenzsplitting mit seinem eigenen Splitter. Dort wird auch das DSL-Modem installiert. Der ISDN-NTBA wird weiterhin vom Netzbetreiber bzw. vom Telefonieanbieter gestellt.
Line-Sharing spielt im Markt kaum eine Rolle. Viel lieber bieten die Provider ihren Kunden alles aus einer Hand. Inzwischen wird auf die Schaltung eines Telefonanschlusses verzichtet und Telefonie über DSL betrieben.

Vollanschluss

Bei einem Vollanschluss nutzt der Anbieter die Leitung von der Vermittlungsstelle bis zum Kunden. Er mietet sie vom Netzbetreiber. Die Anschlusstechnik, wie DSL und Telefon stellt er selber
Häufig kommt es vor, dass der DSL-Vollanschluss langsamer ist, als ein T-DSL-Anschluss von der Deutschen Telekom. Das liegt daran, weil die Leitung zum Kunden über eine längere Strecke geführt werden muss. In der Regel haben Vollanschluss-Anbieter nicht so viele eigene Vermittlungsstellen, wie die Deutsche Telekom. Um aber die vorhandenen Vermittlungsstellen besser auslasten zu können, werden die DSL-Anschlüsse über weitere Strecken geführt.

Vollanschluss mit VoIP

Immer häufiger kommt es vor, dass bei einem Vollanschluss kein Telefonanschluss, sondern nur noch ein DSL-Anschluss dabei ist. Damit der Kunde trotzdem telefonieren kann, erhält der Kunden einen DSL-Router, der Anschlüsse für den PC, Telefone, Anrufbeantworter und Faxgeräte bereitstellt. Telefoniert wird per VoIP. Die Sprachqualität dieser IP-Telefonie ist mit Analog- oder ISDN-Anschlüssen vergleichbar. Für Alarmanlagen, EC-Cashsysteme, Hausnotrufgeräte und vergleichbare Anwendungen eignen sich IP-Telefonie-Anschlüsse jedoch nicht. Mit Faxgeräten sollte man keine Probleme bekommen. Doch nicht alle DSL-Anschlüsse ermöglichen einen problemlosen Faxbetrieb.

Störungen bei DSL

Die große Verbreitung von DSL hat dazu geführt, dass in den Telefonkabeln von den Vermittlungsstellen zu den Kunden immer mehr DSL-Anschlüsse geschaltet sind. Das Problem dabei, je mehr DSL-Anschlüsse in einem Kabelstrang geschaltet sind, desto mehr stören sich die DSL-Signale gegenseitig.
Es ist wie auf einer Party: Anfangs, wenn noch wenige Gäste da sind, kann sich jeder mit jedem in angenehmer Lautstärke unterhalten. Doch wenn immer mehr Gäste kommen und sich untereinander unterhalten, steigt automatisch die Lautstärke (erhöhte Sendeleistung). Die Unverständlichkeit der Gespräche steigt an (steigende Fehlerrate). Jeder versucht genauer hinzuhören (gute Empfindlichkeit und gute Trennschärfe). Irgendwann sind so viele Gäste im Raum, dass man sich gegenseitig anschreien muss, um sich noch verstehen zu können (stark erhöhte Sendeleistung). Doch gerade dieses Schreien führt zu weiteren Störungen in andere Unterhaltungen. Die Unverständlichkeit nimmt weiter zu (stark steigende Fehlerrate) und der Informationsgehalt nimmt ab (sinkende Datenrate). Die meisten Gäste unterhalten sich nur noch von Mund zu Ohr (geringe Reichweite). Irgendwann gehen einige Gäste aus dem Raum, weil es fast unmöglich ist, sich zu unterhalten (Ausfall von DSL-Anschlüssen aufgrund zunehmender Störungen).
Damit es nicht zu Ausfällen von DSL-Anschlüssen in Folge zu hoher Sendeleistungen kommt, gibt es eine fest definierte Grenze, die ein Aufschaukeln der Sendeleistungen verhindert. Die maximale Sendeleistung ist abhängig von der Frequenz und wird so ausgelegt, dass noch im schlechtesten Fall eine Datenübertragung möglich ist.
Liegen zwei DSL-führende Leitungen direkt nebeneinander, dann stören sie sich gegenseitig. Deshalb verteilt die Deutsche Telekom in ihrem Netz die DSL-Leitungen möglichst gleichmäßig in ihren Hauptkabeln, um Störungen zu minimieren. Je weiter sich die DSL-führenden Leitungen innerhalb des Kabels räumlich voneinander entfernt sind, desto weniger stören sie sich gegenseitig.
Um genug Abstand zwischen den DSL-führenden Leitungen zu bekommen, werden nicht alle Doppeladern eines Kabelstrangs mit DSL-Anschlüssen beschaltet. In der Praxis gibt es den Richtwert, dass nicht mehr als 50% der Doppeladern eines Kabelstrangs mit DSL-Anschlüssen beschaltet werden darf. Deshalb kommt es teilweise auch in Gebieten, die mit DSL versorgt sind zu Problemen bei der DSL-Auftragsausführung. Das Teilstück einer Leitungsstrecke zwischen Kunde und Vermittlungsstelle ist dann bereits mit zu vielen DSL-Anschlüssen belegt.

In Zukunft verschärft sich das Problem zunehmend, weil nicht nur DSL-Anschlüsse von der Deutschen Telekom, sondern auch von der Telekom-Konkurrenz geschaltet werden. Telefonanschlüsse und DSL-Anschlüsse von der Telekom-Konkurrenz werden aus der Hauptvermittlungsstelle gespeist. Das bedeutet, die Telekom-Konkurrenten haben längere Kabelwege zum Kunden. Demzufolge muss die Signalleistung erhöht werden, was wiederum Störungen für andere DSL-Anschlüsse zur Folge haben kann.
Andersherum muss die Telekom-Konkurrenz bei Neuanschlüssen die Situation vor Ort berücksichtigen. Denn der Kabelweg der Deutschen Telekom kann durch Outdoor-DSLAMs sehr viel kürzer sein. Dann ist der Signalpegel um einige Größenordnungen höher als beim Konkurrenz-Signal auf der parallel geführten Leitung. Dabei besteht die Gefahr, dass dieses starke Telekom-Signal die parallel geführten Leitungen mit den schwächeren Konkurrenz-Signalen beeinträchtigt.
In Zukunft müssen die Netzbetreiber Maßnahmen ergreifen, damit die Verträglichkeit ihrer Übertragungstechniken verbessert wird. Gegen Übersprechen und Interferenzen zwischen ADSL2- und VDSL2-beschalteten Leitungen gibt es Lösungen. Zum Beispiel dynamisches Spektrum-Management (DSM). Doch das funktioniert nicht, wenn mehrere Netzbetreiber DSL-Anschlüsse auf dem gleichen Kabelstrang schalten.
Vorläufig wird das Problem durch ein Verfahren gelöst, das sich "Downstream Power Backoff (DPBO)" nennt. Man kennt es auch unter der Bezeichnung "Power Spectrum Density Shaping" oder "PSD-Shaping". Teile des Spektrums werden auf kurzen Leitungen gezielt bedämpft, um die Pegelunterschiede auszugleichen. Die Pegelanpassung findet im DSLAM statt. Die Modems der Kunden sind davon nicht betroffen.