LKW-Mautsystem in Deutschland (Toll Collect)

Hintergrund

Das LKW-Mautsystems ist ein Teil des Anti-Stau-Programmes vom Oktober 1998 der damaligen rot-grünen Bundesregierung. Im April 2002 trat dann das Gesetz zur Einführung einer streckenbezogenen Gebühr für die Benutzung von Bundesautobahnen mit schweren Nutzlastfahrzeugen in Kraft. Die Gebühren sollen Straßen und Schienenstrecken finanzieren und Anreize für die Nutzung des Güterverkehrs auf der Schiene schaffen.
Nach einem mehrmonatigen Prüfungsverfahren mehrerer Anbieter blieb die Gesellschaft Electronic Toll Collect Deutschland (ETC.de), heute unter dem Namen "Toll Collect" bekannt, übrig.

Architektur

Architektur des Maut-Systems von Toll-Collect
Die Basis des Mautsystems bildet die Toll-Collect-Zentrale über die alles gesteuert und erfasst wird. Das System wird als GNSS/CN-Maut bezeichnet. Das bedeutet Global Navigation Satellite System mit Cellular Network als Rückkanal.
Konkret sieht das so aus: In jedem Fahrzeug befindet sich eine On Board Unit, kurz OBU genannt, die mit einem Empfänger für das US-amerikanische GPS-Signal ausgestattet ist. Das GPS-Signal dient zur Positionsbestimmung des Fahrzeugs. Über ein eingebautes GSM-Modem werden diese Daten an die Toll-Collect-Zentrale gesendet. Dort wird anhand der Daten die Maut-Gebühr berechnet. Neben den Daten zur Position können auch Daten für Mehrwertdienste, z. B. Telematik, übertragen werden. Der Fahrzeughalter kann diese Daten dann in der Toll-Collect-Zentrale abrufen. Später soll eine Umstellung von GSM/SMS auf GPRS und IP-Adressierung erfolgen.
Hat ein Fahrzeug kein OBU, so muss das Fahrzeug manuell über das Internet oder einen Automaten eingebucht werden.
Zur Überprüfung der korrekten Datenerfassung sind über das gesamte Autobahnstreckennetz 146 Maut-Kontroll-Brücken installiert. Mit diesen Tollcheckern ist es möglich Maut-Preller aufzuspüren. Zusätzlich können 278 mobile Teams des Bundesamtes für Güterkraftverkehr (BAG) die Fahrzeuge überprüfen.
Die Funktionsweise der Kontrollbrücken ist einfach. Jedes Fahrzeug, egal ob PKW oder LKW, wird zweimal fotografiert. Einmal die komplette Frontseite und ein weiteres Mal nur das Nummernschild. Die Bilder werden dann dreidimensional vermessen. Wird ein Fahrzeug als LKW erkannt wird das KFZ-Zeichen an die Toll-Collect-Zentrale übermittelt. Wurde die Maut bezahlt, werden die Daten gelöscht.

Ausblick in die Zukunft

Trotz der anfänglichen technischen Probleme, die vor allem durch die kurze Entwicklungszeit entstanden sind, ist dieses Mautsystem äußerst flexibel. So ist es durch einfache Software-Updates möglich, die Maut auf PKWs auszuweiten. Solche Pläne sind von der EU bereits angedacht. Ab 2012 ist ein europaweites satellitengestütztes Mautsystem auf Basis des europäischen Navigationssystem Galileo vorgesehen. Da Galileo nicht so wirklich in die Puschen kommt, kann es auch noch ein paar Jahre länger dauern.
Mit einem PKW-Mautsystem wäre es möglich die Geschwindigkeit von Fahrzeugen zwischen den Autobahn-Teilstrecken über die Mautbrücken zu kontrollieren. Dabei würde eine Brücke die KFZ-Daten an die nachfolgende Mautbrücke senden. Kommt das Fahzeug zu früh an, wäre sofort ein Bußgeld fällig. Und das alles vollautomatisch.
Ein weiterer Schritt wäre die Abschaffung des Sonntagfahrverbots für LKWs. Stattdessen würde sich die Maut-Gebühr an diesem Tag um einen bestimmten Faktor erhöhen.

Technik