VDSL-Übertragungstechnik (VDSL2)

Die VDSL-Übertragungstechnik basiert auf ADSL und DSM. Wie bei ADSL erfolgt die Modulation der Nutzdaten mit DMT (Discrete Multitone Modulation). Dabei wird der genutzte Frequenzbereich auf bis zu 4.096 einzelne voneinander unabhängige, zeitlich versetzte Träger unterteilt. Die Träger können wahlweise eine Bandbreite von 4,3125 kHz oder 8,625 kHz haben (abhängig vom Profil).
VDSL2 kann wie ADSL2 dynamisch auf Störungen reagieren und ist somit sehr robust. Es können auch die DSL-Parameter ohne Verbindungstrennung zwischen DSLAM und VDSL-Modem angepasst werden.

Zwischen VDSL-Modem und dem DSLAM werden die Daten ohne ATM-Codierung übertragen. Auf eine ATM-Technik und spezielle IP-Gateways wie bei ADSL wird verzichtet. Statt dessen werden die Daten direkt mit "IP over VDSL" oder "raw IP" übertragen. Dadurch wird der Datendurchsatz erhöht und die Infrastrukturkosten gesenkt. Die Kabelverzweiger werden über Glasfaser-Gigabit-Ethernet angebunden. Zur Daten- und Dienste-Priorisierung werden die Dienste durch VLANs (IEEE 802.1q) voneinander getrennt.

Übertragungsgeschwindigkeit

VDSL2, VDSL1, ADSL2+
VDSL2 erreicht je nach Profil eine Übertragungsgeschwindigkeit von 50, 68, 100 oder 200 MBit/s. Es handelt sich dabei um die Summe aus Downlink und Uplink. Wie die Übertragungsgeschwindigkeit zusammengesetzt ist, das entscheidet der jeweilige Netzbetreiber. In Deutschland schaltet die Deutsche Telekom VDSL mit bis zu 50 MBit/s im Downlink und 10 MBit/s im Uplink. In den Randbereichen nur bis 25 MBit/s. Welche Geschwindigkeit genau entscheidet die Deutsche Telekom anhand der Länge der Teilnehmeranschlussleitung.
Mit VDSL-Vectoring bietet die Deutsche Telekom VDSL-Anschlüsse mit 100 MBit/s im Downlink und 40 MBit/s im Uplink an. Einzelne Provider und Reseller bieten auch Anschlüsse mit geringeren Übertragungsgeschwindigkeiten an.

Die Höhe der tatsächlich möglichen Übertragungsrate hängt in der Praxis sehr stark von der Länge und Qualität des Kupferkabels zwischen Kabelverzweiger und Teilnehmeranschluss (DSL-Modem) ab. Wie bei ADSL2+-Anschlüssen gibt es keine feste Bandbreiten-Zusage. Das bedeutet, die Modems an den Enden der Leitung handeln die Übertragungsgeschwindigkeit in Abhängigkeit der Leitungslänge und Leitungsqualität dynamisch aus. Trotzdem ist eine Mindestbandbreite von 27,9 MBit/s bzw. 16,7 MBit/s in Downlink und 2,7 MBit/s bzw. 1,6 MBit/s in Upliink für die Variante 50 MBit/s und 25 MBit/s vorgeschrieben.
Ist die Leitungsqualität sehr gut, dann erreicht man auf 1.000 Meter bis zu 50 MBit/s (ohne Vectoring). Bei 1.600 Meter sinkt die Leistung auf ADSL2+-Niveau.
Ist die Teilnehmeranschlussleitung (TAL) kurz genug, dann kann man sowohl im Uplink als auch im Downlink 100 MBit/s und mehr erreichen. Ist die Leitung länger, dann reduziert sich die Übertragungsgeschwindigkeit, die mit ADSL2+ vergleichbar ist. In Deutschland erreicht VDSL2 ohne Glasfaser zum Kabelverzweiger (FTTC) die gleiche Flächendeckung wie ADSL2+.

Normalerweise ist es unmöglich die maximale Übertragungsrate mit einer einzelnen initiierten Verbindung auszunutzen. Entweder ist der Server oder der dazwischenliegende Verbindungsweg der Flaschenhals. Interessant ist ein VDSL-Anschluss dann, wenn sich mehrere Nutzer einen Anschluss teilen. In diesem Fall bremsen sich die Verbindungen mehrerer Nutzer nicht gegenseitig aus.

Bandbreite und Frequenzplan von VDSL2

Frequenzbereich von VDSL
Um mit VDSL2 eine Übertragungsgeschwindigkeit von bis zu 100 MBit/s (symmetrisch) zu erreichen, wird der Frequenzbereich bis 8, 17 oder 30 MHz in mehrere Downlink- und Uplink-Bereiche aufgeteilt. Manchmal wird auch von einer Bandbreite von 8, 17 oder 30 MHz gesprochen. Das liegt daran, weil der Frequenzbereich bei 0 Hz beginnt, aber nicht zwangsläufig genutzt wird.
Die Aufteilung wird in Bandplänen festgelegt. Wie der Bandplan aufgeteilt ist, entscheidet der Netzbetreiber. Er entscheidet auch mit Rücksicht auf bereits bestehende Dienste, damit keine Störungen entstehen.
In Deutschland wird der Frequenzbereich bis mindestens 138 kHz für POTS und ISDN ausgeblendet. Damit kann weiterhin auch analoge Telefonie oder ISDN parallel im unteren Frequenzband angeboten werden. Sicherheitshalber wird noch ein Sicherheitsabstand zwischen den Frequenzbereichen eingefügt, damit ganz sicher keine Beeinträchtigungen durch andere Dienste auftreten können.

Profile

Durch Profile ist es möglich VDSL2 weltweit mit unterschiedlichen Rahmenbedingungen einzusetzen. Ein Profil beschreibt die Einstellungen zur Übertragungscharakteristik.
Bei VDSL2 unterteilen Bandpläne das Frequenzspektrum in einzelne Bereiche für den Uplink und Downlink. Für einen Bandplan können verschieden Profile zur Auswahl stehen. In den Profilen ist die Grenzfrequenz (Frequenzspektrum), der Trägerabstand, der Frequenzplan, sowie die Signalstärke geregelt. Für nordamerikanische, europäische und asiatische Netze gibt es unterschiedliche Profile. Die Netzbetreiber wählen einen oder mehrere Profile für ihre Netze aus. Die unterschiedlichen Parameter führen zu unterschiedlichen Datenraten und ermöglichen die Koexistenz von ADSL, ADSL2, ADSL2+ und VDSL.

Profil Bandbreite Töne Ton-Abstand Übertragungspegel max. Datenrate
8a 8,832 MHz 2048 4,3125 kHz + 17,5 dBm 50 MBit/s
8b 8,832 MHz 2048 4,3125 kHz + 20,5 dBm 50 MBit/s
8c 8,5 MHz 1972 4,3125 kHz + 11,5 dBm 50 MBit/s
8d 8,832 MHz 2048 4,3125 kHz + 14,5 dBm 50 MBit/s
12a 12 MHz 2783 4,3125 kHz + 14,5 dBm 68 MBit/s
12b 12 MHz 2783 4,3125 kHz + 14,5 dBm 68 MBit/s
17a 17,664 MHz 4096 4,3125 kHz + 14,5 dBm 100 MBit/s
30a 30 MHz 3479 8,625 kHz + 14,5 dBm 200 MBit/s

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