Schlammfreies Eisen-III-Chlorid und
Schaumätzer mögen Bier!


Schlammfreies Eisen-III-Chlorid

In immer wiederkehrenden Anfragen und Aussagen in den Elektronik-Diskussionsforen fällt mir auf, dass viele welche ihre Prints (gedruckte Schaltungen, Leiterplatten) selbst ätzen, das Eisen-III-Chlorid, welches keinen Schlamm bildet, nicht kennen.

Bis vor wenigen Jahren bezog ich dieses von der Firma RELAMATIC in Glattbrugg (Schweiz). Diese Firma wurde, wegen Todesfall des Firmeninhabers Franz Hort, Ende November 2003 aufgegeben. RELAMATIC bezog das spezielle Eisen-III-Chlorid, welches nicht schlammt, bei der grossen Chemiefirma Schweizerhall A.G. in Basel.

Man kann direkt bei dieser Firma dieses schlammfreie Eisen-III-Chlorid in gelöster flüssiger Form bestellen. Bedingung ist allerdings den Bezug einer Mindestbestellmenge von 35 kg in einer stabilen Plastikkanne und es ist mit CHF 4.70/kg (Schweiz) nicht gerade billig. Dafür hat man aber keine Probleme bei der Reinigung des Schaumätzers, was sehr viel wert ist!

Das Eisen-III-Chlorid hat die Bezeichnung Eisen(III)-Chloridlösung 40 % High Speed u/Art. 81514-320.



Der Eisen-III-Chlorid - Schaumätzer


Hier das ganze Gerät mit Schaltuhr an der Wand...



... und hier der Schaumteppich mit dem Print im Halter:



Tipp beim Schaumätzen: Mit Bier geht's besser!

Ein einfaches Printlabor mit doppelseitig belichtungsfähigem UV-Belichtungsgerät und einem Schaumätzer lohnt sich, wenn es darum geht schnell und unabhängig Printplatten mit bis zu maximal zwei Leiterbahnenlagen nichtdurchkontaktiert für Prototypen oder kleinen Stückzahlen herzustellen. In diesem Sinne verwende ich eine solche Anlage seit etwa Mitte der 1970er-Jahre und ich bin sehr zufrieden damit. Ich kann ein solches Gerät bestens empfehlen.

Wenn der Schaumätzer neu gereinigt ist, die Poren des Schäumers von mit Kupfer gesättigten Eisen-III-Chlorid-Kristallresten befreit sind (10%ige Salzsäure oder gut auswaschbares Entkalkungsmittel verwenden!), frisches flüssiges Eisen-III-Chlorid in die Wanne eingefüllt ist und man startet das Gerät, so kann es sein, dass sich die Schaumbildung trotzdem nicht richtig entfaltet. Besonders dann nicht, wenn die Heizung die Ätzflüssigkeit auf die empfohlene Temperatur von 30 Grad Celsius erwärmt hat. Und wenn dann die Ätzflüssigkeit die Kupferschicht des Printes passiert, löst sich der Schaum gleich noch ganz auf, weil die chemische Reaktion bei der Ablösung der Kupfers die Ätzflüssigkeit lokal noch zusätzlich erwärmt. Wenn dieser Ärger eintritt, gibt es es eine einfache und geniale Lösung, welche mir von der Firma RELAMATIC (existiert nicht mehr) vor sehr langer Zeit empfohlen worden ist und ich immer wieder erneut mit Erfolg praktiziere:

Auch eine Schaumätzmaschine trinkt gerne Bier, allerdings sehr bescheiden. Sie gibt sich mit äusserst wenig zufrieden. Nein, das ist kein Witz! Mit etwas Bier im flüssigen Eisen-III-Chlorid fliesst ein herrlich schöner und gleichmässig verteilter Schaumteppich die schiefe Fläche hinunter und bei der richtigen Höheneinstellung des Prinhalters, teilt sich dieser Schaumteppich zur oberen und unteren Printfläche gleichmässig auf. Mit zuviel Bier gibt es zwar ebenso ein schöner und gleichmässiger Schaumteppich, jedoch am unteren Ende der schiefen Fläche im Ätzbad bildet sich ein mächtiger Schaum in die Höhe, den man ständig abschöpfen muss, damit er nicht überläuft.

Wie dosiert man die Biermenge richtig? Es geht schlecht, wenn man Bier einfach in die Wanne mit der Ätzflüssigkeit schüttet. Auch wenn man darin kräftig rührt, dauert es lange bis es allmählich zur Schaumbildung kommt. Diese Warterei verleitet einem, wenn zuwenig Geduld vorhanden ist, zuviel Bier hinein zu schütten. Besser ist es, wenn man zunächst ein wenig Bier oben in den Schlitz hineinnschüttet, wo der Schaumteppich herauskommt. So schäumt es sofort. Danach verdünnt sich durch den ständigen Umlauf der Ätzflüssigkeit die Bierkonzentration lokal beim Schäumer. Schäumt es allmählich zu wenig, wiederholt man die selbe Prozedur so oft, bis es zu einem konstanten gleichmässigen Schaumteppich kommt. Man muss sich nach jedem Biernachfüllen reichlich Beobachtungszeit nehmen, so dass man den Eindruck der konstanten Schaumintensität bekommt. Geduld ist hier eine lohnende Tugend. Wichtig dabei ist, dass die Ätzflüssigkeit bereits vor diesen Prozeduren die Solltemperatur von z.B. 30 Grad Celsius erreicht hat.

Der Inhalt des folgenden Abschnitts darf von Jugendlichen unter 18 Jahren nicht befolgt werden! Das ist die Auflage des Gesetzgebers, mit der ich 100-prozentig übereinstimme.
Nachdem diese Schaumätzbierprozedur erfolgreich abgeschlossen ist, genehmige man selbst einen kräftigten Schluck und man freue sich dabei über den gleichmässigen Schaumteppich im Schaumätzer und natürlich ebenso über den herrlichen Bierschaum im Glas, welcher so schön durstigmachend das folgende Bild illustriert. :-)))

Ein Wort zur Umweltbelastung durch Eisen-III-Chlorid

Ich bin kein Chemiker, aber man hat mir erklärt, dass Eisen-III-Chlorid im Verhältnis zu andern Ätzchemikalien umweltverträglich sei, solange es noch frisch, also nicht mit gelöstem Kupfer angereichert ist, denn schliesslich wird Eisen-III-Chlorid zum Abbau von Phosphaten in Kläranlagen eingesetzt. Verbrauchtes, also mit Kupfer gesättigtes Eisen-III-Chlorid muss wegen der Umweltschädlichkeit des Kupfers auf jedenfall korrekt entsorgt werden!