UMTS - Universal Mobile Telecommunications System

UMTS ist eine Mobilfunktechnik, die GSM ursprünglich ablösen sollte. So weit ist es jedoch nie gekommen. GSM bildet für UMTS immer noch den Fallback im Mobilfunknetz.
Die UMTS-Technik basiert auf einer paketorientierten Vermittlung und dem Internet-Protokoll, um die Vorraussetzung für neue mobile Kommunikationsdienste zu schaffen.

UMTS ist Teil der IMT-2000-Familie, dem Dachbegriff für die 3. Generation (3G) der Mobilfunksysteme. UMTS wurde von der Europäischen (ETSI) und der Japanischen (ARIB) Standardisierungsorganisation initiiert. Besonders die Japaner hatten es eilig, da Engpässe im japanischen Mobilfunknetz zu befürchten waren. Deshalb ging im Oktober 2001 in Japan das erste öffentliche UMTS-Netz an den Start.

Frequenzbereiche

Die UMTS-Spezifikation sieht zwei unterschiedliche Modulationsverfahren vor, die sich auch bei den genutzten Frequenzbereichen unterscheiden.

  Modulationsverfahren Frequenzbereiche
FDD Frequency Division Multiplex 1,920...1,980 GHz (Uplink)
2,110...2,170 GHz (Downlink)
TDD Time Division Multiplex 1,900...1,920 GHz
2,010...2,025 GHz

Das Modulationsverfahren für FDD verwendet die Frequenzbereiche 1,920 bis 1,980 GHz und 2,110 bis 2,170 GHz. TDD verwendet die Frequenzbereiche 1,900 bis 1,920 GHz und 2,010 bis 2,025.
Teilt man das Frequenzband in Frequenzträger ein, so ergeben sich im FDD-Frequenzbereich 12 Frequenzträger mit jeweils 5 MHz in Uplink- und Downlink-Richtung. Der Duplex-Abstand beträgt 190 MHz.
Für das TDD-Frequenzband sind 7 ungepaarte Frequenzträger zu je 5 MHz definiert. Die Vergabe der UMTS-Frequenzen erfolgte in 5 MHz-Blöcken. In Deutschland wurden jeweils 2 Duplex-Frequenzträger an 6 Mobilfunkanbieter und 5 der 7 ungepaarten Blöcke an 5 Mobilfunkanbieter versteigert. 2 der ungepaarten Blöcke sind also noch frei. Sie dienen als Schutzabstand zum benachbarten DECT-Frequenzbereich.

Belegung der FDD-Frequenzbänder in Deutschland und Österreich

Mobilfunkbetreiber (Deutschland) Uplink Downlink
Vodafone 1920,3 MHz - 1930,2 MHz 2110,3 MHz - 2120,2 MHz
nicht belegt 1930,2 MHz - 1940,1 MHz 2120,2 MHz - 2130,1 MHz
E-Plus 1940,1 MHz - 1950,0 MHz 2130,1 MHz - 2140,0 MHz
nicht belegt 1950,0 MHz - 1959,9 MHz 2140,0 MHz - 2149,9 MHz
O2 1959,9 MHz - 1969,8 MHz 2149,9 MHz - 2159,9 MHz
T-Mobile 1969,8 MHz - 1979,7 MHz 2159,9 MHz - 2169,7 MHz
Mobilfunkbetreiber (Österreich) Uplink Downlink
A1 1920,3 MHz - 1930,1 MHz 2110,2 MHz - 2120,1 MHz
Hutchison 3G 1930,1 MHz - 1939,9 MHz 2120,1 MHz - 2129,9 MHz
tele.ring 1939,9 MHz - 1949,7 MHz 2129,9 MHz - 2139,7 MHz
ONE 1949,7 MHz - 1959,7 MHz 2139,7 MHz - 2149,7 MHz
A1 1959,7 MHz - 1964,7 MHz 2149,7 MHz - 2154,7 MHz
T-Mobile Austria 1964,7 MHz - 1974,7 MHz 2154,7 MHz - 2164,7 MHz

UMTS im 900-MHz-Band

Mobilfunk leidet darunter, dass die Netzkapazität begrenzt ist und sich viele Teilnehmer die begrenzte Bandbreite teilen müssen. Hinzu kommt, dass durch günstige Tarife und neue Anwendungen die Auslastung der Mobilfunknetze stark zugenommen hat. Vielerorts ist der Mobilfunk UMTS nur eingeschränkt nutzbar, weil keine freien Frequenzen verfügbar sind. Um die Netzkapazität zu erhöhen sind weitere Betriebsfrequenzen notwendig, die leider sehr rar sind.

Bisher ist ein Teil des 900-MHz-Bandes fest für GSM reserviert. Weil aber gerade die Frequenzbänder unterhalb von 1 GHz günstigere Ausbreitungsbedingungen haben, was größere Funkzellen und eine bessere Indoor-Versorgung ermöglicht, wurde die Bindung des 900-MHz-Bandes an GSM aufgehoben. Die Frequenznutzung des 900-MHz-Bandes wurde in Europa überarbeitet und erlaubt den Einsatz von UMTS/HSPA.

Damit das auch in der Praxis funktioniert müssen zwei Probleme gelöst werden. Ein Problem ist die Frequenzaufteilung. Für UMTS ist eine zusammenhängende Kanalbandbreite von 5 MHz notwendig. Doch die Aufteilung des 900-MHz-Bandes wurde ursprünglich nach den Anforderungen von GSM vorgenommen. Hier reicht eine Kanalbandbreite von 200 kHz aus.
Außerdem müssen die Mobiltelefone UMTS auch im 900-MHz-Band unterstützen.

CAMEL - Customized Applications for Mobile Network Enhanced Logic

Die UMTS-Spezifikation behandelt nicht nur die technische Seite, also die Übertragungstechnik für mobile Anwendungen, sondern auch neue Dienste. Innerhalb der Spezifikation wird das unter dem Oberbegriff CAMEL abgehandelt. Darunter fallen Dienste und Anwendungen, wie Location Based Services und flexible Abrechnungsmodelle wie Homezone-Tarife oder Prepaid-Services. Aufgrund der schnelleren Übertragungsgeschwindigkeit sind viele Anwendungen möglich, die es bei GSM nicht gibt.

Multi-Call und Dualmode

Mit UMTS wurden im Mobilfunk einige wichtige Neuerung eingeführt. Die Multi-Call-Funktionalität ermöglicht den Aufbau und die Nutzung mehrerer Verbindungen über ein mobiles Endgerät. So ist es zum Beispiel möglich, gleichzeitig zu telefonieren und im Internet zu surfen.
Der Dualmode erlaubt allen UMTS-Handys auch das GSM- oder GPRS-Netz nutzen zu können. Es ist eines der wichtigsten Leistungsmerkmale. Nur damit ist es möglich überall telefonieren zu können. Es ist sogar denkbar, dass das GSM-Netz als Backup bestehen bleibt, wenn UMTS nicht bis in den letzten Winkel ausgebaut werden kann oder um die steigende Nutzung des Mobilfunks und die dadurch hohe Netzlast auf zwei Funknetze zu verteilen.

Übertragungsgeschwindigkeit

In der Praxis spricht man von 384 kBit/s (bis 120 km/h) als theoretisches Maximum, bei einem unbelasteten UMTS-Netz. Bei zunehmender Geschwindigkeit, z. B. beim Auto- oder Zugfahren, geht die Geschwindigkeit auf 144 kBit/s (bis 500 km/h) zurück.
Dank HSPA steigt die Übertragungsgeschwindigkeit auf 7,2 MBit/s. Mit HSPA+ sollen sogar 168 MBit/s möglich sein.

Zellenmanagement

Bei hoher Auslastung einer Funkzelle reduziert sich die Datenrate. Um den Zusammenbruch der Funkschnittstelle zu vermeiden, verringert diese Funkzelle ihren Versorgungsbereich. Man bezeichnet sie dann als pumpende Zelle (cell breathing).
Das gleiche passiert dann, wenn sich ein Teilnehmer am Rand der Zelle bewegt. Dan muss der Signalverlust durch Erhöhen der Sendeleistung ausgeglichen werden. Innerhalb der Zelle steht aber nur eine maximale Sendeleistung zur Verfügung, die nicht überschritten werden darf. Somit führt eine Erhöhung der Sendeleistung für einen Teilnehmer zur Reduzierung der Sendeleistung für die anderen Teilnehmer. Auch in diesem Fall schützt sich die Zelle vor Überlast durch das Reduzieren des Zellenradius. Die Teilnehmer, die sich am Rand der Zelle befinden, werden dann an eine benachbarte UMTS-Zelle per Soft-Handover übergeben oder es findet ein Handover ins GSM-Netz statt. Diesen Vorgang wird der Teilnehmer bei einer Sprachverbindung kaum bemerken. Bei einer Datenverbindung führt das dazu, dass die Verbindung kurzzeitig zusammenbricht und erst wieder neu aufgebaut werden muss. Das kann schon mal ein paar Sekunden dauern.

UMTS-Technik

In den weiteren Entwicklungsstufen der 3GPP-Spezifikationen folgt HSPA+ und LTE: